Im Mittelalter waren Hospize meistens von Orden geführte Häuser, die Reisenden, Pilger oder kranken Menschen als Herberge dienten. Hospize standen allen offen. Hier fand, wer unterwegs war, einen Ort der Geborgenheit, Begleitung und Beistand in Krankheit und im Sterben.
In der Neuzeit, im 19. Jahrhundert hat Madame Jeanne Garnier 1842 in Lyon eine Einrichtung gegründet, welche sie "Calvaire" (= Kalvarienberg, Leidensweg) nannte und welche ausschließlich der Pflege und der Betreuung Sterbender diente. Weitere Calvaires folgten in Frankreich. Jeanne Garnier hat offenbar das Wort "Hospiz" zum ersten Mal ausschließlich für die Betreuung und Begleitung Sterbender verwendet.
In New York wurde 1899 das Calvary Hospital errichtet. In Dublin eröffneten die "Irisch Systers of Charity" 1879 das "Our Ladies Hospice", im Jahre 1905 folgte in London das "St. Josephs Hospice" .
Lady Cicely Saunders, zunächst Krankenschwester, dann auch Ärztin, war von 1948 an sieben Jahre als ehrenamtliche Krankenschwester im St. Lukas Hospital tätig, das bereits im Jahre 1893 unter dem Namen "St. Lukas Home of the Dying Poor" gegründet worden war. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen führten im Jahre 1967 zur Gründung des „St. Christophers Hospice“. In vielen Gesprächen und Erlebnissen reifte in ihr der Entschluss, einen Raum zu schaffen, nicht um dem Leben mehr Tage, sondern dem Tag mehr Leben zu geben. Sie selber schrieb, dass zu den Ideen und Entwicklungen der klinischen Pharmakologie, der Strahlentherapie, der Chemotherapie und der Schmerztherapie auch theologische Auseinandersetzungen mit dem Thema sterbender Patienten Einfluss auf die Gründung des St. Christophers Hospice genommen hatten.
Das St. Christophers Hospice sollte auch der Ausbildung und Forschung dienen. Ihre Überzeugung war, dass auch die Zeit des Sterbens zu einer Zeit des Heilwerdens und des Wachsens sein kann. Von 1967 bis 1985 leitete Lady Saunders das „St. Christopher's Hospice“, engagierte sich auch in ihrem Ruhestand in der Hospizbewegung und starb 87-jährig in dem von ihr eröffneten Hospiz.
In Deutschland gab es zunächst Ablehnung gegenüber der Einrichtung von Hospizen, doch in den 80-iger Jahren brachten einige Personen den Hospizgedanken in Fahrt.
1983 entsteht mit Hilfe der Deutschen Krebshilfe in Köln die erste Palliativstation in Deutschland.
1986 öffnen die ersten stationären Hospize in Aachen und wenig später das Hospiz zum Hl. Franziskus in Recklinghausen.
1992 kommt es zur Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz und Gründungen der ersten Landesarbeitsgemeinschaften Hospiz.
1994 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DPG).
1997 erscheint das erste deutsche Lehrbuch für Palliativmedizin
1998 erstes stationäres Kinderhospiz in Olpe (Haus Balthasar)
1999 erster deutscher Lehrstuhl für Palliativmedizin in Bonn
Seit 2006 erster deutscher Lehrstuhl für Pädiatrische Palliativmedizin in München
In Dülmen fand sich im Frühjahr 1998 eine Gruppe engagierter Personen, der die die Belange Sterbender und deren Angehöriger ein Anliegen war. So kam es am 28. Mai 1998 zur Gründungsversammlung der Hospizbewegung Dülmen e.V.
Die Ambulante Hospizbewegung Dülmen e.V. wurde am 26.05.1998 gegründet. Die Initiative wurde ausgelöst durch den damaligen Chefarzt des Dülmener Krankenhauses, Dr. Hans Böck und der Leiterin des Pflegedienstes, Schwester Irmlinde Enk. Als der erste Vorstand gewählt wurde, hatten sich bereits 60 unterstützende Personen zusammengefunden.
24 Interessierte nahmen am ersten Seminar für hospizliche Arbeit teil und bildeten das ehrenamtliche "Stammpersonal". Eine Reihe von ihnen sind auch heute noch für den Verein in der Hospizarbeit tätig.
Im Jahre 2003 wurden bereits 100 Vereinsmitglieder vermeldet und 54 ehrenamtliche Mitarbeiter hatten die Ausbildung für die Sterbebegleitung absolviert. Auch die Planung für ein stationäres Hospiz begann zu dieser Zeit.
2005 wurde eine Sprechstunde als öffentliche Beratungsstelle initiiert, die in einem Raum der Christophorus-Klinik angeboten wurde. Es gab Ansätze, auch Schulkindern das Thema Tod und Trauer verständlich nahe zu bringen, indem man sie eigene Vorstellungen oder Erfahrungen zeichnen ließ. Diese "Werke" wurden an mehreren Schulen angefertigt und in verschiedenen Kirchen präsentiert. Aus diesen Erfahrungen übernahm ein Team geschulter Ehrenamtlicher das Projekt "Hospiz macht Schule", das von den angesprochenen Viertklässlern und vielen Schulen lebhaft in Anspruch genommen wird. Zu dieser Zeit startete ein Grüppchen von Mitarbeiterinnen das "Trauercafé", das am Sonntagvormittag stattfand und Trauernden Hinterbliebenen die Gelegenheit gab, spirituelle Unterstützung und Impulse für das Weiterleben zu erhalten.
Dieses Angebot wurde ein "Renner", weil der Kontakt der Trauernden untereinander vielen auf neue Wege und zu neuen Freundeskreisen verholfen hat. Ebenfalls in 2005 konnte mit Hilfe eines Vermächtnisses der Bau des stationären Hospizes begonnen werden, und schon 2006 wurde es eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.
Auch der ambulante Verein, der seinem Namen entsprechend mit seinem "Büröchen" bisher durch die Räume verschiedener Institutionen gewandert war, erhielt nun ein festes Zuhause. Nachdem die Ehrenamtlichen bei Sommerhitze schweißtreibende Renovierungen vollbracht hatten, wurde 2007 der Hospiz-Treff in der Dülmener Innenstadt eröffnet. Hier konnten nun die Sprechstunden angeboten werden, Monatstreffen, Besprechungen und das Trauercafé sowie informative und kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Die Hospizbewegung (immer noch "ambulant", wegen der Art der Einsätze in Familien, in Pflegeeinrichtungen, in Krankenhäusern und auch im stationären Hospiz) entwickelte sich zu einer bekannten Größe in Dülmen, auch durch Informationsangebote an Markttagen, beim Bürgertag im Oktober oder den "Tag des Friedhofs", und erfreut sich guter Unterstützung durch örtliche Einrichtungen, private und Firmen-Spenden und nicht zuletzt der heimischen Presse.
So kann nun, 2022, die ambulante Hospizbewegung Dülmen e.V. rund 160 Mitglieder, etwa 40 ehrenamtliche Mitarbeiter und 3 Koordinatoren vorweisen, die sich auf verschiedene Weise um Sterbende bemühen, Trauernden, Jugendlichen und Kindern einen Halt bieten. Der Hospizgedanke hat heute eine große Bedeutung erlangt, und auch jüngere Menschen sind bereit, sich zur Ausbildung und Mitarbeit in der Hospizbewegung zu melden, so daß wir zuversichtlich in die Zukunft gehen können.